Alte Formen neu komponiert


Salvatore Sciarrino: 12 madrigali
für sieben Stimmen (2008)
Caspar Johannes Walter: L’Infinito
für sieben Stimmen (1998)
Oscar Bianchi: Ante Litteram
für sechs Stimmen (2010)
Rebecca Saunders: Soliloquy
für Countertenor und fünf Stimmen (2007)
Neue Vocalsolisten
Im April diesen Jahres feierte Salvatore Sciarrino seinen 70. Geburtstag–Anlass für die Neuen Vocalsolisten, diese »Südseite« dem Meister der musikalischen Stille zu widmen, mit dem sie eine lange Zusammenarbeit verbindet. Im Zentrum des Abends stehen Sciarrinos »12 madrigali«. Fasziniert von der Ausdruckskraft japanischer Haikus aus dem 17. Jahrhundert, hat er hier zeitlos-poetische Momentaufnahmen komponiert vom Meer, von Inseln, von den Wellen, von Felsen, von Zikaden und vom Gesang der Lerchen. Ihr Echo finden diese filigranen und zugleich charakteristischen Klanggestalten in Caspar Johannes Walters »L’Infinito« nach einem Text von Giacomo Leopardi, dem melancholisch gestimmten Erneuerer der italienischen Literatur im frühen 19. Jahrhundert, und in »Soliloquy« von Rebecca Saunders, einem spannenden musikalischen Monolog, für den Samuel Beckett literarisch Pate gestanden hat. Einen Kontrast von existenzialistischer Wucht bildet das Stück »Ante litteram« von Oscar Bianchi. Als Vorlagen dienten ihm Ausschnitte aus David Foster Wallace’ »Infinite Jest« und Nietzsches »Der Antichrist«.

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