Carola Bauckholt: Witten Vakuum
für zwei Stimmen mit Staubsauger
(2019)Über die ästhetische Grundlage von Witten Vakuum
Seit langem interessieren mich Saugklänge wie z.B. das Gurgeln eines Brunnes, das Schlürfen des Abflusses oder das unendlich schöne Glucksen von Wasser in Grotten, in denen Welle und Sog zusammenspielen. In der Musik ist dieses klangliche Phänomen noch nicht thematisiert worden. Unser gewöhnliches Instrumentarium basiert im Prinzip auf der Tonproduktion durch Reibung (Streicher…) oder Ausatmen (Stimme, Bläser…). Das Einsaugen kommt nicht vor. Dabei gehört dieser Aspekt zu unserem Leben, wie Einatmen und Ausatmen. Bei der Suche nach einem Instrument, das Saugklänge erzeugen kann, entdeckte ich, dass mit Hilfe des Saugrohres des Staubsaugers, welches an den Mundwinkel angelegt wird, unzählige neuartige Klänge durch die Veränderung der Mundhöhle erzeugt werden können. Durch den modernen »Silent« Staubsauger von Miele verringert sich das Eigengeräusch des Staubsaugers. Die Konnotation des »Instrumentes« bleibt allerdings erhalten.
Für Dich: Natürlich schwingt die Konnotation mit und es werden auch weibliche Stimmen sein (weil es bei Männern vermutlich nicht gut klappen wird wegen des Bartwuchses–es hat bisher noch kein Mann versucht). Aber auch das gehört in die Kirche finde ich. Es könnte latent etwas Provokantes haben–auch im Konzertsaal.
(Carola Bauckholt)